Das Seitschwert

Das italienische Seitschwert, das schottische Broadsword, die Schiavona und andere Einhandwaffen vereinigt ein Merkmal: ein komplexes Gehilz, das die Hand schützt.

Nachdem der Stoß mit dem Langschwert seinen Siegeszug ansetzte, wurde schnell klar, dass eine vorgestreckte Handhaltung den Weg für eine effektive Deckung / Parade verkleinert. Diese Beobachtung machten auch die Fechtmeister des 17 Jhd. Und die Fechtbücher dieser Zeit sind voll mit mathematischen Diagrammen, um die optimale Relation zwischen Fuß, Hand und Oberkörper zu zeigen. Der Nachteil dieser Haltung: die Hände sind offen für Angriffe.

Leichtere und kürzere Waffen, wie das Seitschwert, sind für einen blitzschnellen Angriff auf die Hände des Gegners prädestiniert. So kann ein Kontrahent immer wieder die ungeschützten Hände des Gegners angreifen, ohne selbst Gefahr zu laufen getroffen zu werden. Um dieses “Spiel” zu unterbinden, entwickelten aus der einfachen Parierstange Geflechte und Körbe, die als Schutz diente. In früheren Zeiten übernahm der Schild oder Faustschild diese Schutzfunktion, siehe Einhandschwert und Buckler. Mit ausgereifterer Schmiedekunst konnten nun aber aufwändigere und kompliziertere Formen entstehen.

Wenn man sich die Entwicklung der verschiedenen Waffentypen Rapier, Seitschwert und Broadsword bzw. Schiavona ansieht, dann kann man mutmaßen, dass zu Beginn des 16 Jahrhunderts das Seitschwert als ein einhändige Kriegswaffe aufkam. Da man in Italien mit seinen Stadtstaaten durchaus ein unter Waffen stehendes Bürgertum schätzte, entwickelte sich aus der Kriegswaffe das zivile Rapier.

Seitschwert / Spada da Lato

Das italienische Seitschwert ist ein schlankes Schwert, das wahrscheinlich den Vorgänger zum Rapier darstellt. Es fällt einem die große Anzahl an Spangen und Bügeln auf, die zum Schutz von Fingern und Händen angebracht sind. Der italienische Fechtmeister Lippo Bartolomeo Dardi (1415) gründete 1415 eine Fechtschule in Bologna. Die auf diese Gründung zurückgehende “Bologneser Tradition” bringt im 16 Jahrhundert ihr berühmtestes Kind hervor: Lehrer und Fechtmeister Achille Marrozzo, dessen Werk “Opera Nova dell’Arte delle Armi” sich zum Großteil mit dem sogennanten Spada da Lato und dessen Kampfstil beschäftigt.

Dieser Einfluß war derart stark, dass vermutlich auch Joachim Meyer ihm einen Teil seines 1570 erschienen Werkes widmet. Und auch wenn er die Waffe als “Rappir” bezeichnet, so sieht man die große Ähnlichkeit zu den noch etwas breiteren Seitschwertern. Auch der Franzose Henry de Saint Didier widment diesem Schwert einen großen Teil seines für Frankreich so wichtigem Werk von 1573: “Traicté contenant les secrets du premier livre” (Geheimnis des Einhändigen Schwertes). Das Seitschwert wurde auch lange von der Kavallerie als Reiterschwert genutzt.

Broadsword

Der Name “Broadsword” als “Breitschwert” zu übersetzen führte in Deutschland zu vielen, auch von der Fantasy Literatur beeinflussten Verwirrungen. Das Broadsword erhält zwar seinen Namen von einer breiteren Klinge – aber diese “Breite” wurde im Gegensatz zu den immer schmaler werdenden Klingen der Rapiere und Degen gesehen.

Es war, in Zeiten von immer stichlastigeren Waffen, eine Waffe, die immer noch stark auf den Hieb ausgelegt war. Das Broadsword war beidseitig geschliffen. Unter dem Namen “Backsword” bekannte Klingen waren einseitig geschliffene Korbschwerter.

Schiavona

Die Schivona war ein im 17 Jahrhundert in Mode kommendes Schwert, das ähnlich dem Broadsword einen komplexen Korb besaß. Der Name stammt von den Angehörigen der venetianischen Dogengarden, welche meist Slawischer Abstammung (Schiavoni) waren ab. Somit war die Schiavona die Waffe der ventianischen Dogengarde. EIn kurioses Merkmal: der Knauf besaß oftmals die Silhouette eines Katzenkopfes. Als Hieb- und Stichwaffe wurde die Schiavona oft von der schweren Kavallarie eingesetzt.

Waffengattungen